Best Practice
- Zirkus Birikino (Don Bosco Haus Chemnitz): Zirkus auf Rädern, Zirkuspost & Trainingsinputs an der Haustür
- Deutsch-Ukrainischer Verein Besser Gemeinsam Wuppertal: „Wunderkinder Bund“
- Grundschule II Stadtallendorf
- Kinderzirkus Tasifan Weimar: „Geschichten zwischen Nacht und Morgen“ – ein alternatives Zirkusprojekt
- Circus MoMoLo Jena: „Kiez-Königin Porträt“
- Jokes die Circusschule Bremen
- Handlungsnetz Leipzig: „Eine kleine Flugschule der Feuervögel“ Ausmalbuch
Zirkus in Zeiten von Corona
Viele der Projekte des Jahres 2020 und auch neu gestartete des Jahres 2021 waren und sind von Einschränkungen durch die Corona-Pandemie betroffen. Die Teams haben in fast allen Fällen nach Möglichkeiten gesucht, den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen auch während eines Lockdowns alternative Angebote zu machen und die Zirkusbegeisterung damit wach zu halten.
Es gab sehr viele und sehr kreative Alternativangebote, von denen wir einige als Best Practice Beispiele hier veröffentlichen wollen. Sie können als Anregung dienen, entweder Schließungen zu überbrücken oder auch als zusätzliche Angebote neben den regulären Projektformaten veranstaltet zu werden. Lasst euch also inspirieren!
Zirkus Birikino (Don Bosco Haus Chemnitz)
Zirkus auf Rädern, Zirkuspost & Trainingsinputs an der Haustür
Wie der Vereinssport mussten und müssen auch die Zirkustrainings in der Pandemie über lange Zeit hinweg pausieren. Zirkus wäre aber nicht Zirkus würde er dies Problem nicht kreativ angehen und für diese schwierige Zeit auch eine Lösung finden. In Chemnitz haben wir folgende Formen des Miteinanders und des Trainierens während des Lockdowns gefunden:
- Unter dem Motto „Zirkus auf Rädern“ fuhren wir per Rad verschiedene Spielplätze an. Im Gepäck hatten die Zirkustrainer neben kleinen Spielideen Diabolos, Springseile, Hula Hoops und ab und an auch Riesenseifenblasen. Die Kinder konnten sich unter Einhaltung bestehender Hygieneregeln ausprobieren und hatten jede Menge Spaß.
- Mit einer wöchentlichen Zirkuspost gab es für alle unsere jungen Artisten kleine Trainingsideen, Basteleien und Geschichten rund um das Thema Zirkus direkt in den Briefkasten nach Hause. Es dauerte nicht lange und auch im Zirkusbüro kam Post von unseren jungen Artisten an. Sie schickten neben Grüßen auch die eine oder andere Idee für die nächste Post mit.
- Unsere älteren Artisten vernetzten sich online und trafen sich wöchentlich zu einem Online-Workshop. Man zeigte sich per Internet den einen oder anderen Trick und tauschte die Neuigkeiten der vorangegangenen Woche aus. Es entstanden kleine Videomitschnitte und Filmprojekte.
- Wöchentlich brachten wir einem Teil der Kinder und Jugendlichen Trainingsmaterial zur Ausleihe und gaben einen kleinen Trainingsinput direkt an der Haustüre. Flowersticks, Keulen, Bälle, Einräder etc. wurden so auch während des Lockdowns genutzt und es konnte zu Hause trainiert werden.
Deutsch-Ukrainischer Verein Besser Gemeinsam Wuppertal
„Wunderkinder Bund“ haben wir im Bündnis mit der Sankt Antonius Schule und dem Russischen Kulturzentrum „Applaus“ in Wuppertal zwei Kurse im Jahr 2020 genannt. Beide Kurse mussten durch die coronabedingten Einschränkungen unterbrochen werden, aber es ist uns – dem Team und den teilnehmenden Kindern – gelungen, die Trainingsarbeit online in veränderter Form in diesen Zeiten trotzdem durchzuführen. Wir haben gelernt, mit Hindernissen umzugehen und Lösungen zu entwickeln, um weiter arbeiten zu können. Und trotz der Veränderungen haben wir für die Kurse positive und wohltuende Rückmeldungen von den Teilnehmern wie den Eltern bekommen.
Zweimal wöchentlich wurden den Kindern online Aufgaben gestellt und Übungen aus der Akrobatik und dem Tanz beschrieben und durch Anleitungsvideos veranschaulicht. Jedes Kind hat ein Foto oder einen Videobericht über die erreichten Erfolge zugeschickt, woraufhin die Trainer Verbesserungsvorschläge gemacht haben. Außerdem hat wöchentlich ein gemeinsames Training über Zoom stattgefunden. Die eingeschickten Fotos und Videos zeigen, wie ernst die Kinder die Trainingsarbeit auch unter diesen Bedingungen genommen haben. Im zweiten Kurs gestalteten die Kinder – oft unterstützt durch die Eltern und natürlich beraten durch die Trainer – ihren Auftritt und die Kostüme selbst. Die Videos ihrer Auftritte wurden dann zu einer digitalen Show zusammengefügt, alles mit einer einheitlichen Musik unterlegt und online eingestellt. Am Schluss des Kurses hat dann eine Zoom-Abschluss-Party stattgefunden, bei der die Kinder ihre Kostüme getragen haben und sich mit Tänzen und Spielen, die vorher organisiert wurden, zwei Stunden lang miteinander beschäftigt haben. Es war ein großer Erfolg und alle hatten viel Spaß dabei.
Die teilnehmenden Kinder kamen alle aus dem Stadtteil Barmen/Oberbarmen, dessen Bewohner zumeist über ein niedriges Einkommen verfügen oder Transferleistungen erhalten. Hier leben auch viele Familien mit Migrationshintergrund zumeist aus Osteuropa, die häufig Schwierigkeiten in der Kommunikation mit ihren Mitmenschen haben. Umso wichtiger ist es, diese Zielgruppe auch in Coronazeiten zu unterstützen und mit Zirkusangeboten zu fördern. Die Notwendigkeit, kreativ alternative Angebote zu entwickeln, hat auch unser Team noch enger zusammengebracht.
Theaterbündnis Blumenstrauß Berlin
Alternativprogramm mit der Oberfläche padlet.com
Als auch unsere Akrobatik-AG im März der Lockdown traf, haben wir nach Alternativen Möglichkeiten bei anderen Projekten und im Internet gesucht. Nach einem Programm, bei dem sich die Kinder beteiligen können. In Absprache mit der Schule und „Zirkus macht stark“ haben wir uns für padlet.com entschieden. Eben diese Oberfläche wird in der Schule verwendet, sie ist einfach zu bedienen, die Kinder hatten schon Erfahrung damit.
Bevor wir starteten, haben wir ein Video an die Schule gesendet, die dasselbe auf ihre Schulwebsite gestellt hat, das sich die Kinder ansehen konnten.
Wir haben insgesamt zwei Briefe an die Kinder verschickt, einen mit der Einladung zum padlet und einen zweiten späteren mit Aufgaben zum Thema, Zirkus for Future. Schule und Hort haben uns dabei sehr unterstützt.
Von dem padlet haben wir die Videos und Fotos der Kinder aus datenrechtlichen Gründen und auf Bitten einiger Eltern entfernt.
Für jede Woche und jeden Termin wurde ein Anleitungsvideo mit Aufgaben ins padlet gestellt. Dabei hatten wir das Glück, dass wir kurz vor dem Lockdown das Thema Clownerie begonnen hatten. Das ließ sich gut in das Medium Video umsetzen. Partnerakrobatik haben wir wegen der Corona-Thematik nicht angeboten, da sich dabei der Körperkontakt einfach nicht vermeiden lässt. Alternativ haben wir Erwärmungs-Üungen, Handstand, Kopfstand für zu Hause als kleine Videos ins padlet hochgeladen.
Wir haben versucht, zeitnah zu den Akrobatik-Stunden jeweils am Donnerstag, den Kindern ein neues Video zur Verfügung zu stellen.
Hier die Titel der von uns hochgeladenen Videos:
„Herzlich willkommen, Clowns 1, Die Clownsnase (1.Eine Nase basteln+2.Der Gebrauch einer Nase), Jede Clownin braucht eine Nase, Stuhlimpro ohne und mit Nase, Die Clownin auf der Bühne (1.Mein Name ist… +2.Wenn Corona vorbei ist, werde ich…), Training und Spaß für zu Hause (1.Der Sonnengruß, 2. Zimmer aufräumen mit Büchern, 3. Zimmer aufräumen mit Kuscheltieren), Handstand (1.Vorübungen für den Handstand, 2. Aufwärmung für den Handstand, 3.Handstand)“
Die Kinder konnten selbst Nummern erarbeiten und/oder Filme hochladen. Einige haben das getan, andere haben uns per E-Mail Feedback gegeben.
Die Kinder haben auch ein paar schriftliche Aufgaben für zu Hause erhalten. Zum Thema „Zirkus for Future“ haben wir uns ein paar Rätsel ausgedacht → Buchstabensalat, Kreuzworträtsel, Anfangsbuchstabenspiel und eine Schreibaufgabe. Das ist ebenfalls auf dem padlet zu finden.
Das mit den Videos war für uns sehr herausfordernd und zeitaufwendig. Wir finden allerdings, dass sich diese Mühen gelohnt haben.
Grundschule II Stadtallendorf
Das Jahr 2020 hatte gut begonnen. Wir waren gerade dabei, unseren ersten Auftritt 2020 bei der Sportlerehrung der Stadt Stadtallendorf vorzubereiten, als im März der Corona- Stopp kam. Das gemeinsame Training war ab sofort beendet. Die Kids unserer Fortgeschrittenen Gruppe hielten auch in schwierigen Zeiten Kontakt untereinander. Wo möglich, verabredeten sie sich in kleinen Gruppen zum gemeinsamen Training im Freien. Videokonferenzen waren eine weitere Möglichkeit, Kontakt zu halten, sich in schwierigen Zeiten auszutauschen und aufzumuntern und zugleich kleine Trainingseinheiten abzuhalten. Dabei entstand auch die Idee, Videos aufzunehmen. Zuerst verarbeiten die jugendlichen Artisten Videomaterial aus früheren Auftritten zum Video „Akrobatik Traumfänger- Highlights 2020“. Dann entstand das Video „Akrobatik zu Corona Zeiten“. Die Kids überlegten sich ein gemeinsames Konzept, nahmen Akrobatik- Szenen von sich zu Hause oder im Freien auf und stellten dies in einem Video zusammen, das bei Youtube veröffentlicht wurde.
Als wir im Spätsommer 2020 wieder mit dem gemeinsamen Training beginnen konnten, waren alle früheren Teilnehmerinnen wieder da. Die Gruppe hatte die schwierige Corona- Auszeit überstanden und war auch in der Lage, für das Training ein gemeinsames Sicherheits- und Hygienekonzept zu erarbeiten und in festen Kleingruppen einzuhalten. Umso härter traf uns der erneute Lockdown im November 2020. Wir hoffen nun, bald wieder gemeinsam trainieren und vielleicht auch wieder auftreten zu können.
Circus Schnick Schnack Herne
Auch beim Circus Schnick Schnack starteten die Zirkuskurse erst einmal ganz planmäßig und die Teilnehmenden trainierten nach einer Schnupperphase verschiedene Zirkusdisziplinen und entwickelten Choreografien für ihre Darbietungen. Doch Mitte März war Schluss und sowohl das weitere Präsenztraining wie die geplante Show mussten abgesagt werden. Schnell kreierte das Team alternative Angebote und stellten den Kursteilnehmern Tutorialvideos zur Jonglage und zum Swinging zur Verfügung. Die 16 Videos wurden mit schriftlichen Arbeitsanleitungen ergänzt. Die Kinder und Jugendlichen wurden vom ersten Schritt, der Anfertigung der Requisiten aus handelsüblichen Materialien, bis hin zum Üben von Techniken und der Entwicklung von kleinen Choreografien durch die Videos geführt. Der Erfolg mit weit über 100 Aufrufen je Video zeigte, dass dieses alternative Angebot gut funktionierte.
Die für die Osterferien geplante Zirkuswoche konnte durch den Shutdown gar nicht stattfinden. Um den Kindern trotzdem die Möglichkeit zu geben, sich kreativ und frei zu bewegen, wurden für sie neben den technikorientierten Videos der Kurse fünf Videos „Kreativer Kindertanz“ entwickelt, die bei YouTube veröffentlicht wurden und ebenfalls auf ein großes Echo stießen. Statt der vorgesehenen Gruppe von 25 Teilnehmern konnten mit den Videos sogar wesentlich mehr erreicht und so das Bewegungsbedürfnis der Kinder gefördert werden.
Kinder-und Jugendzirkus Berlin (Treptow)
Minimalismus – Weniger ist manchmal mehr
Durch die Corona-Pandemie war im Jahr 2020 so manches erschwert. Wir konnten Mitte Februar mit den Projekten starten, doch Mitte März war erst einmal alles auf Eis gelegt. Zumindest hatten wir in den 4 Trainingstagen schon eine Beziehung zu den Teilnehmenden aufbauen können, was es uns erleichtert hat, sie im Mai wieder zu erreichen. Wir waren eine der ersten Einrichtungen, die Anfang Mai wieder in die Projektarbeit einsteigen durften, nachdem wir unser Hygiene-Konzept erarbeitet hatten und die Gruppengröße drastisch reduzieren mussten. Das hieß nun, dass wir in Kleingruppen arbeiteten und die gesamte Gruppe nicht zusammenbringen durften. Am Anfang durften wir nicht einmal Körperkontakt haben. Das war besonders mit den Kleineren traurig. Aber die Kinder waren dankbar, aus ihrer Isolation zu kommen, und waren überaus diszipliniert. In den ersten Trainings hatten sie einzelne Judomatten als Begrenzungsfeld und damit eine eigene Zone und wir adaptierten Spiele und Inhalte, die ohne Kontakt auskamen. Wir unterhielten uns auch viel darüber, wie es für sie war, so abgeschnitten vom Alltag. Sie waren froh, bei uns wieder Sozialkontakte zu haben, denn auch der Regelschulunterricht war ja noch nicht wieder aufgenommen. Schade war auch, dass wir keine Show machen konnten, da wir keine Gäste einladen durften und auch nicht mehrere Kinder auf die Bühne lassen konnten. Wir entschieden uns, trotzdem über Wochen in den Kleingruppen nach Rollen, Kostümen und Bühnendekoration zu suchen und ein Foto-Shooting mit ihnen zu veranstalten. An einem Tag bastelten wir mit ihnen eigene Bilderrahmen und am letzten Tag bekamen sie mehrere Fotos von sich selbst, was sie sehr beeindruckte und eine Erinnerung sein sollte an die Zeit bei uns. Die Kleingruppenarbeit stellte sich aber auch als positiv heraus: Wir hatten Zeit, mit jedem Kind individuell zu arbeiten, ihnen zuzuhören, was das größte Bedürfnis der Kinder und Jugendlichen war. Dieses Jahr war der Prozess wesentlich wichtiger als das Ergebnis.
Leider wurde auch unsere Hoffnung, im zweiten Halbjahr eine Show auf die Beine zu stellen, durch die zweite Pandemiewelle zerschlagen. Ab August hatten wir nahezu ungestört in den Trainingsprozess gehen können, auch wenn ab Oktober immer wieder Kinder und auch Trainer*innen in Quarantäne mussten. Den Kindern und Jugendlichen war die Auszeit bei uns sehr wichtig und eine stabile Komponente in ihrem Leben. Bei uns konnten sie sich bewegen und mehr noch, ihre inneren Gefühle erforschen und sich Ausdruck verschaffen. Besonders der Martial Arts Kurs gefiel den Jungen wie auch Mädchen. Sie konnten gegen Pratzen treten, ihre Gefühle der Wut, Ohnmacht und ihren Ärger ausdrücken – auf eine zielgerichtete, gesteuerte Weise. Auch da hatten wir Zeit, in Kleingruppen viel mit ihnen individuell zu arbeiten und zu sprechen. Wir griffen im Dezember die Foto-Shooting-Variante wieder auf, weil eine Show unmöglich wurde. Wir waren froh, dass wir als freier Träger der Jugendhilfe so lange weitermachen durften. In Kleingruppen zeigten die Teilnehmenden sich gegenseitig, was sie gelernt hatten, und wir hielten sie fotografisch fest als Erinnerung. Ihnen gefiel, dass sie mit richtigen Kostümen und geschminkt einmal im Rampenlicht stehen konnten, auch wenn wir uns das für sie als Vorstellung mit ihren Familien und Freunden gewünscht hätten. Die Rückmeldung der Schulleiter*innen und auch Eltern war trotz allem enorm positiv. Sie sagten und schrieben uns, wie wichtig das für die Kinder und Jugendlichen war und dass diese Arbeit eine der wenigen Lichtblicke für sie in diesem Jahr gewesen ist.
Jokes die Circusschule Bremen
Auch die beiden Zirkuskurse bei Jokes waren von den Einschränkungen durch Corona betroffen. Nach dem Präsenztraining in den Räumlichkeiten der Wilhelm-Kaisen-Oberschule musste das Training im März durch den Lockdown eingestellt und konnte erst im Herbst, dann auf dem Zirkusplatz, wieder aufgenommen werden. Der Kontakt konnte aber durch Video-Angebote und Zoom-Video-Training aufrechterhalten werden. Über ein Padlet hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Videos von ihren Anleitenden zu verschiedensten Bereichen aus der Zirkuskunst zu sehen. Durch die direkte räumliche Nähe zum Zirkusplatz war es möglich, die ganze Familie der Teilnehmenden in das Online-Projekt einzubinden. Sie konnten stundenweise das Zirkuszelt buchen und dort die Anleitungen aus den Videos mit professionellen Zirkusrequisiten umsetzen. Eine Zirkusrallye, in der die Familien an verschiedenen Orten im Stadtteil Zirkusbilder nachbildeten, zu denen es per Padlet Anleitungen gab, wurde gut angenommen. Um die Ergebnisse der online angeleiteten Zirkusarbeit zu präsentieren, erstellten die Teilnehmenden selbst kleine Videos, die dann zu einer Online-Zirkusshow zusammengestellt wurden. Mit all dem war es möglich, die Zeit der coronabedingten Schließung zu überbrücken und sogar stärker als bei „normalen“ Projekten die Familien einzubeziehen.
Handlungsnetz Leipzig
Bei dem Projekt „Eine kleine Flugschule der Feuervögel“ wurde im Kurs des Jahres 2019 ein Zirkus-Ausmalbuch gestaltet. Die Zeichnungen verfertigte Yaëlle Dorison. Als nun der 1. Halbjahreskurs 2020 wegen des Corona-Lockdowns abgebrochen werden musste, war dieses Ausmalbuch sehr hilfreich, um mit den Kursteilnehmern in Kontakt und Erinnerung zu bleiben. Es wurde gedruckt und den Kindern mit nach Hause gegeben. So konnten sie sich weiter mit dem Thema Zirkus beschäftigen.
Kinderzirkus Tasifan Weimar
Geschichten zwischen Nacht und Morgen – ein alternatives Zirkusprojekt
Aufgrund der aktuellen Situation müssen alternative Bildungsformate stattfinden, die Kinder zu Hause erreichen sollen. Das Geschichtenprojekt bestand aus analogen und digitalen Angeboten, die die teilnehmenden Kinder in die Welt der Fantasie, des Erzählens, des Lesens und des Schreibens eigener Zirkusgeschichten animieren wollten.
Geschichten zwischen Nacht und Morgen
Angelehnt an Rafik Schami‘s Buch „Reise zwischen Nacht und Morgen“ bekamen die Kinder einen Brief von einem lange vergessenen Zirkus, der sie zu einer abenteuerlichen Reise in die Welt der Geschichten und Zirkusmärchen entführte. In diesem Brief befand sich u.a. ein goldenes Kuvert mit einer Zirkusgeschichten-Rallye, die sie zu geheimnisvollen Zirkusorten führte, die im ganzen Stadtgebiet versteckt waren. Dort fanden sie Hinweise, die sie wie Puzzleteile in ihre eigenen Geschichten einfügen konnten. Begleitet wurden die Kinder von „ihren“ Erzähler*innen, die ihnen am Telefon Geschichten erzählten und auch den Kindern bei ihren Geschichten zuhörten und ihnen beim Schreiben halfen. In einem weiteren Brief bekamen die Kinder verschiedene Materialien, mit denen sie ihr eigenes kleines Buch binden können. Die fertige Geschichte brachten die Kinder dann in den rollenden Zirkusbriefkasten. Die Geschichten werden dann als Hörbuch mit Kindern und Jugendlichen aufgenommen und auf dem Blog des Kinderzirkus Tasifan veröffentlicht. Einige Geschichten werden als Vorlage bei Zirkus-Projekten im Frühling und im Sommer genutzt und im Zirkus präsentiert. Das Projekt fand über eine Laufzeit von drei Wochen statt.
In den drei Wochen besuchten die Kinder folgende Bildungsmodule:
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Ein Brief kommt an
Am Montag, dem 8. Februar 2021, bekamen alle Kinder einen Brief, in dem sie Postkarten, Plakate und Fotos aus alten Zirkuszeiten, Zirkuswortspiele, einen Zirkus im Karton und eine Zirkusgeschichtenrallye fanden.
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Die Zirkusgeschichtenrallye – die Geschichte beginnt
Vom 8. bis 20. Februar 2021 fand die Zirkusgeschichtenrallye statt. Sie führte die Kinder zu versteckten Zirkusorten, die im ganzen Stadtgebiet verteilt waren. In 20 Schaufenstern waren kleine Zirkusgeschichten, Requisiten, Zirkusplakate und ein Miniaturzirkus ausgestellt. In einem leerstehenden Laden wurde eine lebendige Zirkuskulisse aufgebaut, in der täglich kleine Zirkusshows hinter Glas stattfanden. Mitten im schneereichen Wintergeschehen wurde die Rallye ein sehr großer Erfolg und sie wurde von vielen Kindern und Familien besucht.
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Die Telefonzirkusgeschichte
Vom 13. bis 20. Februar 2021 bekamen alle Kinder einen Anruf von ihren Zirkusgeschichtenerzählern und -erzählerinnen. Diese lasen Kindern und ganzen Familien kleine und große Zirkusgeschichten vor, die ungefähr 30 Minuten dauerten, manche auch länger. Bei einem zweiten Anruf erzählten die Kinder dann ihre kleinen Geschichten.
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Ein Zirkusbuch binden
Am 20. Februar 2021 bekamen die Kinder eine kleine Buchbindewerkstatt und ein Zirkusknabbereien-Kochstudio, die wir zu allen nach Hause brachten. Die fertigen Geschichtenbücher wurden dann zum Abschluss in den Zirkuszeltbriefkasten gebracht. Wir haben 70 Geschichten von den Kindern bekommen!
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Ein Zirkusgeschichten-Hörbuch erklingt
Aus den Geschichten wird aktuell ein digitales Hörbuch gemacht. Die Geschichten der Kinder werden von Zirkusjugendlichen und auch von einigen Kindern erzählt.
Die Zirkusfabrik Köln
Die Bestimmungen zur Eindämmung der Corona Pandemie ließen keine öffentliche Aufführung als Abschluss unseres Projekts „Crossover Delllbrück“ zu und auch Gruppennummern waren unmöglich. Das Land NRW hatte zu diesem Zeitpunkt längst Bestimmungen erlassen, nach denen kein Training mit Körperkontakt erlaubt war. Die Gruppe inklusive Trainer musste ab Herbst sogar mit Mundschutz und einem Mindestabstand von 1,5 Metern agieren. Diese Einschränkungen waren zum Glück keine echte Überraschung, so dass das Trainerteam gemeinsam mit der Gruppe die geplante und erarbeitete Abschlussaufführung umgestalten konnte. Diese fand dann ohne Zuschauer statt, auch konnten die Gruppennummern und Tänze nicht mehr in der Form gezeigt werden wie geplant. Der Wunsch, das Projekt gerade nach diesem mehr als ungewöhnlichen und herausfordernden Jahr gemeinsam abzuschließen und zu beenden, war aber in der Gruppe und im Trainerteam so groß, dass eine kreative Lösung her musste. Bei einer internen Open Stage saß die Gruppe mit Abstand im Zuschauerraum und stellte ein lautstarkes Publikum. Alle Kinder konnten nacheinander auf die Bühne der Zirkusfabrik gehen und ihre Nummern zeigen. Diese wurden innerhalb der letzten beiden Wochenend-Workshops dahingehend angepasst und verändert, dass jedes Kind alleine seine erlernten Tricks und Kunststücke zeigen konnte. Der Abschlusstanz fand gemeinsam im Zuschauerraum statt, jedes Kind tanzend an seinem Platz. So konnte unter den veränderten Bedingungen doch noch ein gemeinsamer Abschluss des Projekts gefeiert werden.
Circus MoMoLo Jena
In dem ursprünglichen beantragten Projekt „Kiez Königin“ sollten Kinder und Jugendliche im Alter von 10 – 17 Jahren in Risikolagen spielerisch und zirzensisch die schönen und positiven Seiten ihres Kiezes Jena Winzerla entdecken und zelebrieren. Aufgrund der Pandemie entwickelten wir eine alternative Form, die trotz allem Begegnung, Austausch und Kultur ermöglichte: „Das Kiez Königin Portrait“. Im Zeitraum Juli – Anfang September 2020 wurden 60 Kinder und Jugendliche eingeladen, einzeln in einer 1:1 Begegnung auf Abstand ein fotografisches Porträt zu erstellen. Parallel zu den Fotoshootings wurden die Teilnehmer*innen interviewt, um ihre Wünsche und Sorgen zu äußern. Wir stellten ihnen u.a. die folgenden Fragen: „Wo fühle ich mich zuhause? Was macht mich aus und welche Rolle spielt dabei mein Wohnort für mich? Was macht die globale Pandemie mit mir, meiner Familie und meinem Zuhause?“ Die gesammelten Portraits wurden im Anschluss im Großformat auf stabilen Grund gedruckt und anschließend in einer Freiluft-Ausstellung unter dem Titel „WIR“ auf dem MoMoLo Zirkuszeltgelände für eine breite Öffentlichkeit sichtbar aufgehängt. Die Interviews wurden während der Freiluftausstellung als auditive Installation präsentiert.
Das Projekt „Kiez-Königin Porträt“ war sehr erfolgreich und hat als eigenständiges Format Potential für eine Wiederholung auch in anderen Bündnissen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind:
- Analoges Angebot für Kinder und Jugendliche während der Pandemie
- Einbindung neuer Elemente wie Interview und Fotografie
- Sichtbarmachen von Sorgen und Wünschen der Teilnehmer*innen
- Gezieltes Zirkustraining durch 1:1 Betreuung
Die pädagogisch wertvolle Arbeit in der Gruppe konnte das Projekt nicht ersetzen. Es hat den jungen Menschen jedoch einen Raum zum Ausprobieren und Austausch in dieser kontaktbeschränkten Zeit gegeben.
Interdisziplinäre Zirkuskurse in Dresden
Unter dem Titel „Step in“ boten 2018 in Dresden zwei interdisziplinäre Zirkuskurse einheimischen und geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus zwei Erstaufnahmeeinrichtungen die Möglichkeit, im spielerischen Zugang zu verschiedenen Kunstformen Erlebtes zu verarbeiten. Die Projekte wurden veranstaltet von einem Bündnis für Bildung, das sich zusammensetzte aus dem Kulturladen Dresden e.V., der 102. Grundschule in Dresden-Johannstadt, dem Theaterhaus Rudi, dem Verein Sport und Jugend Dresden e.V. und der European Homecare GmbH als Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete und Asylbewerber. Insbesondere den in der Erstaufnahmeeinrichtung lebenden Kindern ermöglichten die Projekte positive Zuwendung, Ablenkung, altersgerechte Spiel- und Lernangebote und soziales Training. Ein Team von Pädagogen aus den Bereichen Zirkus, Tanz, Theater, Musik und Kunst sowie mehrere Ehrenamtliche boten den Teilnehmenden einen geschützten Raum, in dem sie spielerisch verschiedene künstlerische Techniken entdecken konnten. Das vorwiegend niedrigschwellige Angebot ermöglichte allen Kindern und Jugendlichen verschiedene Zirkusdisziplinen kennenzulernen., die im Verlauf der Projekte aufeinander aufbauten bzw. sich ergänzten. Dabei konnten individuelle Stärken und Selbstbewusstsein entwickelt werden, die Wahrnehmung und das Körpergefühl gefördert werden, es konnten Kontakte und Freundschaften geknüpft und das soziale Miteinander geübt werden. Außerdem wurde für die geflüchteten Kinder ein erster Zugang zur deutschen Sprache und Kultur vermittelt.
„Lebenswelten unter der Zirkuskuppel“ beim Campus Berlin-Treptow
Beim Projekt „Lebenswelten unter der Zirkuskuppel“ wurde 2018 auf dem Standort CABUWAZI Treptow in vier Kursen Artistik mit Schattentheater, Percussion, Tanz und Videoinstallationen verbunden. Mit den zirkuspädagogischen Angeboten, die auch tanz-, musik- und theaterpädagogische Elemente einschließen, wurde die ganzheitliche Entwicklung gefördert. Im Vordergrund standen die Entfaltung und Stärkung individueller artistisch-sportlicher, künstlerisch-ästhetischer sowie sozialer Befähigungen und Begabungen der Teilnehmenden. Einer der Kurse war ein Schattentheater „Von der Raupe zum Schmetterling“, in dem ausgehend von der faszinierenden Entwicklung einer Raupe Veränderungen in unseren Lebenswelten, die Entwicklung des Einzelnen zu etwas scheinbar völlig Neuem künstlerisch gestaltet wurden. Ein weiterer Kurs stand unter dem Thema „Bienenleben in der Stadt“, das sinnbildlich für das überraschende, nicht erwartete vielfältige Leben in einer Stadt stand. In diesem Kurs, an dem neben anderen Kindern nichtdeutscher Herkunft und Geflüchteten auch viele Roma-Kinder teilnahmen, wurde zusätzlich zu den artistischen Disziplinen Percussion angeboten. Am Ende des Halbjahres vereinten sich die Teilnehmenden der beiden Kurse mit ihren Darbietungen zu einer gemeinsamen Abschluss-Show.
Als besonders erfolgreich erwies sich dabei das Bündnis für Bildung des Kinder- und Jugendzirkus Berlin Treptow mit dem Campus Treptow, das verschiedene schulische und außerschulische Partner vereinigt, so die Bouché-Grundschule, die Kiefholz-Grundschule, die Röntgen-Oberschule und die Kungerkiez Initiative e.V. Das Bündnis verfolgt das gemeinsame Ziel, mittels kultureller Bildung die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern zu fördern. Einer der Bündnispartner ist eine Schule mit Schüler*innen ausschließlich nichtdeutscher Herkunft, überwiegend aus arabischen, türkischen und rumänischen Familien; die Kungerkiez Initiative ist ein sehr aktives Nachbarschaftsbündnis, das durch seine Veranstaltungen ein breites Spektrum verschiedener Familien im Kiez erreicht und so z.B. auch Ehrenamtler mobilisiert sowie eine gute Öffentlichkeitsarbeit leistet.
Das bundesweite Workshoptreffen „Lumière“ in Potsdam
Ein Bildungsbündnis vom Zeltpunkt Montelino, der Weidenhof Grundschule, dem Wohnheim am Nuthetal und der Grundschule im Bornstedter Feld veranstaltete 2018 ein bundesweites Workshoptreffen „Lumière“ mit 144 Teilnehmenden aus 12 Zirkussen, das sehr erfolgreich verlief. Ein solches Workshoptreffen fördert das Kennenlernen und den Austausch der Kinder und Jugendlichen aus den verschiedenen Zirkusprojekten von Zirkus macht stark, ermöglicht in gemeinsamem Training und Auftreten die Entwicklung gegenseitiger Toleranz, eine Sensibilisierung im Umgang mit anderen Kulturen und die Stärkung einer demokratisch-partizipativen Beteiligungskultur. Alle beteiligten Zirkusse arbeiten mit Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten sozialen Zusammenhängen. Nach der Präsentation der Workshopleiter am ersten Abend gestalteten die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen die Open Stage am zweiten Abend in vollkommener Eigeninitiative. Am letzten Abend waren dann in einer öffentlichen Abschluss-Show die Ergebnisse der Workshops zu sehen. Insgesamt bewiesen alle eine große Zuverlässigkeit und übernahmen gern die Aufgaben für die Gemeinschaft. Die ehrenamtlich Tätigen hatten sich extra für das Festival gemeldet und sind in der Regel auch in anderen Zusammenhängen schon ehrenamtlich aktiv. In den Rückmeldungen der Teilnehmer wurde grundsätzlich eine große Zufriedenheit mit den Angeboten ausgedrückt.
Die „Gauklerkids“ im ländlichen Brandenburg
Mit Förderung durch Zirkus macht stark wurden vom Bildungsbündnis des Vereins ESTA Ruppin in Neuruppin gemeinsam mit drei Schulen in Walsleben, Neustadt/Dosse und Temnitztal-Wildberg sowie dem Amt Temnitz in Walsleben im Jahr 2018 Zirkuskurse der „Gauklerkids“ in verschiedenen Orten im ländlichen Raum veranstaltet, die die Integration von Flüchtlingskindern einschlossen. Damit konnte gerade im ländlichen Raum ein attraktives, außerschulisches Angebot geschaffen werden, das Kinder und Jugendliche ganzheitlich fördert. Die Mobilität von Kindern aus sozial benachteiligten Familien schränkt sich immer mehr ein, so dass mit einer Arbeit vor Ort gegengesteuert werden muss. Die intensive Zusammenarbeit mit Partnern aus dem jeweiligen Sozialraum der Teilnehmenden war dabei ein wesentlicher Konzeptansatz. Mit den Bündnispartnern gab es eine regelmäßige Reflexion der Arbeit, eine Weiterentwicklung der Konzeption und die Entwicklung neuer Impulse für die Förderung von sozial- und bildungsbenachteiligten Kindern und Jugendlichen. Durch die Bündnispartner konnte Lobbyarbeit für das Förderprogramm „Kultur macht stark“ gemacht werden, dazu gab es auch ein erweitertes Reflexionstreffen mit weiteren Akteuren in den Sozialräumen.
Die Zirkuskurse für Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 15 Jahren verbanden verschiedene zirzensische Disziplinen mit Tanz, Theater, Musik sowie einer Story-Entwicklung. Der sich wiederholende Aufbau eines Kurses bestand aus folgenden Elementen: Erwärmung, gemeinsames und individuelles Training, Gruppengespräch, gemeinsamer Auf- und Abbau. Die Trainings wurden durch Vorortteams von Sozialpädagogen, Zirkuspädagogen und Ehrenamtlichen angeleitet. Für die eingesetzten Standortleiter, Pädagogen, Trainer und Ehrenamtlichen wurden regelmäßig zirkuspädagogische Weiterbildungen durchgeführt. Damit die Teilnehmenden ihre Selbstwirksamkeit wahrnehmen konnten, gehörten Auftritte bei unterschiedlichen Veranstaltungen in den Dörfern und der Kleinstadt dazu.
Regionale Fortbildung bei MoMoLo
Das Bündnis vom Circus MoMoLo mit dem Kinder- und Jugendzentrum Klex und der Freien Bühne Jena veranstaltete 2018 neben einer Zirkuswoche „Südstern“ im einkommensschwachen Stadtteil Jena-Lobeda eine Regionale Fortbildung zu den Themen „Praktische Anleitung in Boden- und Luftartistik“ und „Clownerie, Bühnenpräsenz und Improvisationsspiele“. An der achtstündigen Fortbildung nahmen v.a. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren von den Bündnispartnern und aus weiteren sozialen und kulturellen Einrichtungen teil. Die Teilnehmenden bekamen neben praktischem Training in einigen Disziplinen einen Einblick in die Anleitungs- und Workshoptätigkeit und wurden in der Arbeit mit bildungsbenachteiligten und/oder aus einkommensschwachen Familien kommenden Kinder sensibilisiert. Ziel der Weiterbildung war es, dass die Teilnehmenden die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in zukünftige Projekte der jeweiligen Einrichtungen einfließen lassen. So konnte der Nachwuchs gestärkt werden und ihm ermöglicht, als Assistenz in Zirkusprojekten mitzuwirken.
Es wurde bei der Fortbildung die Erfahrung gemacht, dass auch jüngere Teilnehmer (die jüngste Teilnehmerin war 11) sehr motiviert waren, Verantwortung zu übernehmen und in Workshops zu assistieren. Hierbei muss gut überlegt werden, wie man jüngere Menschen bei den Angeboten der Einrichtungen altersgerecht einbinden kann. Zum einen möchte man ihr Potenzial und die Motivation nutzen und fördern, zum anderen sind aber die pädagogischen Fähigkeiten noch begrenzt.
Zirkus trifft Stadtgeschichte
Zwei Zirkuskurse, deren thematischer Rahmen sich mit der Geschichte der Stadt Chemnitz beschäftigte, die in diesem Jahr ihr 875. Jubiläum feierte, wurden vom Bündnis des Don Bosco Hauses Chemnitz mit dem Förderzentrum zur Lernförderung „Johann Heinrich Pestalozzi“ und der Grundschule Sonnenberg 2018 veranstaltet. Mit den Zirkusshows wurden städtische Merkmale und biografische Charakteristika bekannter Persönlichkeiten kreativ dargeboten. Die Shows wurden als Abschluss der Kurse sehr erfolgreich vor zahlreichem Publikum vorgeführt.
Die weitaus meisten der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen kamen aus bildungsschwachen Familien des Stadtteils Sonnenberg, aber es gab eine gute Durchmischung mit Teilnehmenden aus eher bildungsnahen Familien. Das gemeinsame Training und Auftreten der Kinder aus unterschiedlichen Milieus bot Anlass für die Auseinandersetzung mit ungewohnten Verhaltensweisen und förderte die Toleranz gegenüber unterschiedlichen sozialen Milieus.
Als günstig erwies sich, den zweiten Kurs – in Absprache mit dem Projektbüro von Zirkus macht stark – in Gruppen mit verschiedenen Terminen zu splitten. In den kleineren Trainingsgruppen zu bestimmten Disziplinen (Kugellaufen und Trapezartistik; Diabolo und Akrobatik; Einradfahren) konnte durch optimalere Trainingsbedingungen intensiver trainiert werden. Leider herrschte durch verschiedene Umstände – u.a. außerschulische Verpflichtungen, mangelnde Unterstützung durch die Familien – zum Teil eine hohe Fluktuation. Die Kurse wurden aus diesem Grund sehr offen gestaltet mit einfacheren Übungen für diejenigen, die nur sporadisch kamen, und anspruchsvolleren für die Kinder, die regelmäßig trainierten.
Zirkuswochen in Creglingen
Drei Zirkuswochen unter den Titeln „Alles in Balance“, „Leuchtkunst in der Manege“ und „Akrobatik –stark im Team“ wurden von einem Bündnis aus Kinder- und Jugendzirkus Blamage, Grund- und Werkrealschule Creglingen, Realschule Creglingen und Jugendhilfe Creglingen durchgeführt. Der Aufbau der Projekte bestand in einem gemeinsamen Warm-Up der Teilnehmenden, dem Training von jeweils zwei Zirkusdisziplinen ihrer Wahl aus dem Spektrum der jeweiligen thematischen Angebote und dem Abschluss mit einem gemeinsamen Spiel und einer kurzen Reflexion. Die Show der 25 Balancekünstler stand unter dem selbstgewählten Motto „Bauernhof“, die der 25 Feuerartisten unter dem Thema „Weltall“ und die Akrobaten des dritten Teilprojekts hatten sich ebenfalls für „Weltall“ entschieden.
Weil in den Schulferien in einigen der Wohnorte der Teilnehmenden keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, richtete die Jugendhilfe Creglingen einen Hol- und Bringdienst ein, damit alle Kinder teilnehmen konnten und ihre Familien, die kein Auto besitzen, die Vorstellungen besuchen konnten.
Die Kitakinder des Kindergartens neben dem Zirkuszelt kamen an einem Vormittag zu Besuch und konnten einen Blick hinter die Kulissen werfen und verschiedene Disziplinen ausprobieren. Somit hatte das Projekt auch Strahlwirkung über die Familien der Teilnehmenden und die Zuschauer der Shows hinaus auf Gruppen der Kindergartenkinder.
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